Bahnübergangstechnik 

Auf diesen Seiten werden die Arbeitsweise, Überwachung und Sicherung von Bahnübergangsanlagen beschrieben. Weitere Informationen zu Signalen an Bahnübergängen befinden sich unter Signale/Signale an Bahnübergängen. Diese Seiten beschreiben die Kreuzung von Gleisen der Deutschen Bahn, Signale für Bahnübergänge mit Straßenbahngleisen sind auf der entsprechenden Seite beschrieben.

Auf weitere Regelungen und Einrichtungen zum Thema Bahntechnik und Signale wird hier nicht eingegangen, sie sind auf entsprechenden Seiten im Internet wie z. B. Stellwerke.de oder Sh1.org detailliert beschrieben.

Technische Überwachung Schrankentechnik
Überwachungsart ÜS (Überwachungssignal) Überwachungsart Hp (Hauptsignalüberwacht)
Überwachungsart Fü (Fernüberwacht) Bahnübergänge im Funk-Fahrbetrieb

 

 

Überwachungsart ÜS (Überwachungssignal)

 

Die zur Zeit hauptsächlich angewandte Überwachungsart bei zuggesteuerten Anlagen ist die Überwachungsart mit Überwachungssignal. Der Zug wird dabei über ein Steckensignal informiert, ob die Sicherung des Übergangs ordnungsgemäß durchgeführt wurde oder bei Ausfall der Signal- oder Schrankenanlagen eine Notbremsung eingeleitet werden muss.

 

 

Der Zug durchfährt bei dieser Überwachungsart der Reihe nach folgende Komponenten:

1. Einschaltkontakt mit Bü-Ankündigungsbake
2. Überwachungssignal
3. Induktive Zugsicherung
4. Handeinschalttaster (HET)
5. Abmeldekontakte
6. Simulation

 

 


 

1. Einschaltkontakt mit Bü-Ankündigungsbake 

 

Als erstes überfährt der Zug den Einschaltkontakt der Anlage. Er ist bei älteren Anlage noch als mechanischer Taster ausgeführt, der von den Radreifen betätigt wird. Bei neueren Anlage kommt hier ein induktiver Näherungssensor zum Einsatz, der auf die metallischen Radreifen reagiert (s. auch unter Technik/Detektoren/Schienenkontakte). Solche Einschaltkontakte sind meistens redundant ausgeführt, d. h. es gibt zwei Kontakte, die parallel verschaltet werden. Durch diese Maßnahme wird die Wahrscheinlichkeit verringert, dass die Anlage aufgrund eines defekten Kontaktes nicht einschaltet und daraus Verzögerungen im Fahlplan des Zuges entstehen.

Mechanischer Einschaltkontakt Induktiver Näherungssensor als Einschaltkontakt: Da hier keine Teile mechanisch beansprucht werden, hat er eine viel höhere Lebensdauer als ein mechanischer Kontakt. Details dazu stehen unter Technik/Detektoren/Schienenkontakte.
Der Anschlusskasten des Einschaltkontaktes neben den Gleisen

 

Neben dem Einschaltkontakt wird das Signal Bü2 (Bü-Ankündigungsbake) aufgestellt. Sie warnt den Triebfahrzeugführer vor, dass ein Überwachungssignal folgt.

Bü2-Signal (Rautentafel): Ein Überwachungssignal folgt! Das Signal wird unmittelbar neben dem Einschaltkontakt platziert. Der Kontakt befindet sich hier an der linken Schiene.

 

 

nach oben

 

 


 

2. Überwachungssignal

 

Um dem Triebfahrzeugführer eine Rückmeldung zu geben, ob die Sicherung des Bahnübergangs erfolgreich war oder ob eine Störung aufgetreten ist, wird im Bremswegabstand zum Übergang ein Bü-Überwachungssignal aufgestellt. Bei erfolgreicher Sicherung zeigt es im Gebiet der ehem. Bundesbahn ein weißes Blinklicht, im Bereich der ehem. Reichsbahn in Ostdeutschland zeigt es ein weißes Dauerlicht. Im ausgeschalteten Zustand ist in Westdeutschland eine gelbe reflektierende Scheibe zu sehen (früher mal ein gelbes Licht), in Ostdeutschland sind zwei waagerecht nebeneinander angeordnete gelbe Lichter oder reflektierende Punkte zu sehen.

Steht ein Überwachungssignal in verkürzen Bremswegabstand, dann wird unter dem schwarz-weiß gestreiftem Mastschild ein Zusatzschild mit einem weiß reflektierendem Punkt montiert.

Der gleiche Fall gilt für einen Überwachungssignal-Wiederholer: Solche Signale werden dann aufgestellt, wenn z. B. zwischen dem ersten Signal und dem Bahnübergang ein Haltepunkt vorhanden ist, an dem der Zug stoppen muss. 

              
Signal Bü0 (in Westdeutschland): Die technische Sicherung des Bahnübergangs ist ausgefallen! Der Bahnübergang darf nicht befahren werden. Signal Bü1 (in Westdeutschland): Der Bahnübergang ist technisch gesichert und darf befahren werden. Überwachungssignalwiederholer (in Westdeutschland): Er wird durch das Zusatzschild unter dem schwarz/weiß gestreifen Mastschild gekennzeichnet.

 

Nahansicht eines westdeutschen Überwachungssignals: Der Signalschirm besitzt eine gelbe Umrandung und einen gelben Vollkreis im unteren Bereich. Der Schirm ist reflektierend. Oben ist eine weiße Signaloptik eingebaut. Unter dem Signalschirm befindet sich ein schwarz/weiß gestreiftes Mastschild, welches das Signal als Überwachungssignal identifiziert, Standort eines Überwachungssignalwiederholers: Das Signal rechts im Vordergrund wurde aufgestellt, da sich zwischen dem regulären Signal und dem Bahnübergang eine Haltestelle befindet. Im Hintergrund ist ein zweites Signal zu sehen. Das wurde aufgestellt, da hier zwei Bahnübergänge in kurzem Abstand folgen, die durch einen gemeinsamen Kontakt eingeschaltet werden.

 

 

nach oben

 

 


 

3. Induktive Zugsicherung

 

Auf Hauptstrecken wird auf Höhe des Überwachungssignals ein Indusi-Magnet installiert. Das Indusi-System (Induktive Zugsicherung) soll verhindern, dass durch Unachtsamkeit oder vorsätzlich "Halt!" zeigende Signale überfahren werden und "eine Gefahr ankündigende" Signale sicher erkannt werden.

Bei einem Bü1-zeigendem Signal wird der Magnet abgeschaltet. Passiert jedoch ein Triebfahrzeug ein Bü0-zeigendes Signal, dann ist der Magnet scharf geschaltet. Das wird beim Überfahren von der Lok erkannt. Daraufhin muss der Lokführer mit einer Taste quittieren, dass er das Signal wahrgenommen hat. Zusätzlich wird eine Bremskurve überwacht, d. h. die Lok muss ihre Geschwindigkeit drosseln. Wird eine dieser Maßnahmen übergangen, leitet die Überwachungseinrichtung in der Lok sofort eine Zwangsbremsung ein.

Der Indusi-Magnet neben dem Überwachungssignal: er besteht aus einer Magnetspule und einem parallel dazu geschalteten Kondensator, die zusammen einen Schwingkreis mit der Resonanzfrequenz von hier 1000Hz bilden. Bei Überfahrt einer Lok wird das System durch einen Magneten an ihr angeregt. In der Lok kann dann erkannt werden, ob ein Magnet überfahren wurde und es werden wenn nötig entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Lage des Magneten direkt neben dem Überwachungssignal. An Überwachungssignal-Wiederholern wird kein Magnet installiert.

 

 

nach oben

 

 


 

4. Handeinschalttaster (HET)

 

Der Handeinschalttaster (kurz HET) befindet sich auf jeder Seite der Fahrbahn neben einem Bahnübergang direkt am Gleis. Ist die Anmeldung am Einschaltkontakt des Bahnübergangs fehlgeschlagen, so muss der Zug vor dem Übergang halten und der Schaffner oder Lokführer die Anlage mittels eines Schlüssels an diesem Schlüsseltaster einschalten (vergleichbar mit dem Schlüsseltaster bei Straßenbahnanlagen).

Handeinschalttaster neben einem Bahnübergang

 

 

 

nach oben

 

 


 

5. Abmeldekontakte

 

Die Abmeldung des Zuges nach dem Passieren des Übergangs erfolgt mittels Schienenkontakten, ähnlich denen, die auch bei der Anmeldung angewendet werden. Dabei wird ein Kontakt vor und nach dem Übergang angebracht. Erst wenn beide Kontakte freigefahren sind und zusätzlich nach Ablauf einer Wartezeit wird der Übergang für den Straßenverkehr wieder freigegeben. Diese Kontakte werden meistens redundant gegen vorzeitiges Wirken verschaltet, d. h. es werden zwei Kontakte am gleichen Standort in Reihe verschaltet, um eine versehentliche Abmeldung bei Ausfall eines Kontaktes zu verhindern.

Ein Abmeldekontakt direkt vor und nach dem Übergang: Hier sind der Kontakt am Gleis, die Verbindungsleitung und der gelbe Anschlusskasten zu sehen.

 

 

nach oben

 

 


 

6. Simulation

 

Die Arbeitsweise einer solchen Anlage wird hier am Beispiel einer Simulation nochmals verdeutlicht: Bei Überfahren des Einschaltkontaktes "K" (links, zusammen mit der "Rautentafel") schaltet sich die Anlage ein.

Ist der Übergang gesichert, schaltet das Überwachungssignal ein. Dies kann schon bei eingeschalteten Rotlampen der Kfz-Signale, bei Verlassen der oberen Endlagen der Schranken oder erst bei Erreichen der unteren Endpositionen der Schranken geschehen. Das Überwachungssignal steht im Bremswegabstand zum Bahnübergang und soll so rechtzeitig eingeschaltet werden, dass auch der schnellste Zug das Signal mindestens 7 Sekunden eingeschaltet sieht. Bei neueren Anlagen wird, um die Glühlampe zu schonen, das Überwachungssignal gleich nach der Vorbeifahrt des Zuges wieder abgeschaltet.

Nach dem Freifahren der zwei Kontakte vor und nach dem BÜ bringt sich die Anlage wieder in Grundstellung, der Verkehr auf der Straße ist wieder freigegeben.   

 


 

nach oben